Nester im Haar
Hochfrisuren höfischer Damen im Visier der Karikaturisten
Dieser Vortrag beleuchtet die umstrittenste Haarmode der europäischen Modegeschichte: Die spektakulären Hochfrisuren höfischer Damen und ihrer Spötter in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei auf dem vielschichtigen medialen Echo in Wort und Bild und seiner politisch-moralischen Interpretation.
Denn diese höchst extravaganten Frisuren gehören zur letzten Mode, bei der der Französische Hof den Ton angibt. Gleichzeitig sind sie die erste Mode, die in provokanter Weise die Strömung ihrer Zeit konterkariert. Die Hochzeit der extrem hohen, mit zahlreichen Haarteilen kreierten und stark gepuderten Rokokofrisuren ist zugleich die Phase, in der die Ideen der Aufklärung und mit ihr das Streben nach Natürlichkeit an Einfluss gewinnen. Es sind die Jahrzehnte der Herausbildung noch heute gültiger hygienischer Standards der Körper-, Haar-, und Kleiderpflege in der Endphase der Französischen Hofkultur.
Im Blatt „Beautys Lot“, das „Schicksal der Schönheit“ wird das traditionelle Vanitasmotiv – der Skelett-Torso – mit dem augenfälligsten Merkmal der weiblichen Mode des späten Rokokos verknüpft: einer mit aufgesteckten Lockenrollen und bunten Federn geschmückten Hochfrisur. Während die eitle Dame uns bereits als Totenschädel entgegengrinst, ist ihr aufwändiger Kopfputz nach wie vor makellos. Im Textanhang erzählt die Verstorbene von ihrem leichtfertigen Leben und schließt mit der für diese Motivreihe üblichen Mahnung: „As I now am so You will be“ (Wie ich jetzt bin so werdet ihr sein).