Die "Nacktmode" um 1800: Auf der Suche nach neuen Kleidern
Was motivierte Damen der Pariser Gesellschaft, sich gegen Ende des Grande Terreur in radikaler Weise des Kleiderballasts aus vorrevolutionärer Zeit zu entledigen, um dann einer Mode zu frönen, die den weiblichen Körper so freizügig exponierte wie nie zuvor in der abendländischen Kleidergeschichte? Warum wurde Paris in der Zeit des Direktoriums und Konsulats zum Schauplatz „griechischer Draperien und Nuditäten“? Und wie wurde in Europa über diese Skandaltracht berichtet?
Zum einen gab es nach der Konsolidierung der Revolution durch den Sturz Robespierres im April 1794 erstmals wieder Raum und Zeit, sich mit Mode zu beschäftigen. Zum anderen war man auf der Suche nach neuen Bekleidungsweisen, die ostentativ mit der Tradition des Ancien Regimes brachen und den Aufbruch in eine bürgerlich-demokratische Gesellschaftsform signalisierten. Die Antike galt fortschrittlichen Kreisen als vorbildhaft, auch die Englische Mode für Damen enthielt seit ca. 1770 bereits viele antike Elemente. Die Pariser Mode-Sensation um 1800 ist de facto eine kompromisslose Weiterentwicklung der Mode à l’anglaise als auch eine Adaption antiker Frauenkleider.