Rezensionen | Hosen, weiblich

Textauszüge:

  • Haben Sie was gegen Frauen in Hosen? Ehrlich nicht? Männer im Rock? Das ist natürlich was anderes. Warum? Weil die Hose nicht nur als geschlechtsspezifisches Attribut, sondern auch als Vorrecht, und zwar als männliches, auftritt (…). Die schrittweise Hosenaneignung durch europäische und amerikanische Frauen ereignete sich in den letzten 200 Jahren. Dokumentiert hat diesen Vorgang die Geschichtswissenschaftlerin Gundula Wolter in ihrer Dissertation „Hosen, weiblich“, einer Kulturgeschichte, die zu Teilen auch eine Emanzipationsgeschichte ist. Es geht in der Geschichte nicht nur um Beinkleider von der unterschiedlichsten und ulkigsten Beschaffenheit, sondern auch um den an und abschwellenden Bocksgesang, der jeden Vorstoß weiblicherseits begleitete (…) .
    (Elsemarie Maletzke, DIE ZEIT, 2. Juni 1995)
  • Gundula Wolter, die weiß, wovon sie spricht, hat sie doch schon 1988 eine fundierte Kulturgeschichte der Herrenhose verfaßt (…), geht nun in ihrer Dissertation auf der Basis seriöser Quellenforschung weiblichen Hosentragens in allen Verästelungen bis zur offiziellen Etablierung nach (…). Ihr kluger Text ist anregend, witzig und oft überraschend illustriert. Und obschon das begehrte Kleidungsstück die erhoffte Perfektion der Partnerschaft von Mann und Frau nicht brachte, lautet das Fazit ihrer Emanzipationsgeschichte: die „weibliche Kultur gewann durch die Hosen an Stärke.“ Immerhin.
    (Sigrid Metken, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. März 1995)
  • Der kunstgeschichtlichen Forschung gilt die ‚Mode’ noch immer als halbseidenes Unterfangen. Um so mehr darf man sich über jede Dissertation freuen, die mit Akribie und Appetit geschrieben ist (…). G. W. betreibt seit Jahren die Mode forschend und lehrend als kulturgeschichtlichen Anspruch. Sie konnte aus einem reichhaltigen Fundus die Fäden längs und quer vernetzen (…). Der Geschichte der Frauenhose nachgehen heißt, schreibt Gundula Wolter, nicht nur eine kostümhistorische Fragestellung zu erörtern, sondern zugleich ein Stück weiblicher Emanzipationsgeschichte nachzuzeichnen. Die Untersuchung zielt darauf ab, die wenigen seriösen (…) Detailanalysen in einen Gesamtzusammenhang zu stellen und durch zusätzliche Recherchen die offensichtlichen Forschungslücken zum Thema ‚Frauen in Hosen’ teilweise zu schließen. Dieser Anspruch wird von der Promovendin vorzüglich eingelöst (…).
    (Harald Brost, Nassauische Annalen 107/ 1996)
  • Die Selbstverständlichkeit, mit der wir Frauen in Hosen wahrnehmen, erscheint während der Lektüre von „Hosen, weiblich“ als gar nicht selbstverständlich. Denn Gundula Wolter zeigt, wie langwierig und mühselig die Eroberung der „Stoffröhren“ durch die Frauen war. Und erzählt somit zugleich die Geschichte der Frauenemanzipation (…) . Über Kleidungszwänge, die Begrenzung des weiblichen Schritts und seine allmähliche Befreiung berichtet Gundula Wolter in ihrer differenzierten Untersuchung, die ein Standardwerk der Mode-Literatur werden könnte (…). Mode als Spiegel von Kultur – was kann für die Branche spannender sein?
    (TextilWirtschaft, 17.11.1994, S. 48)
  • Hosen, weiblich. Kulturgeschichte der Frauenhose ist (…) mit den diversen produktverliebten, ausufernden Feuilletons über Pfeifenputzer und Sektkorken keineswegs in einen Topf zu werfen. Die Geschichte der weiblichen Mobilität, des freien Ausschreitens, folglich der politischen und individuellen Freiheit der Frau ist mit dem weiblichen Recht auf das Beinkleid aufs engste verbunden (…).
    (Bettina Loidl, Der Standard, 10. Februar 1995)
  • Die Autorin fördert zutage: wissenschaftliche Texte, feuilletonistische Beiträge, populäre Sprüche, und jenes schon erwähnte reiche Bildmaterial über völlig unbekannte Versionen von Hosen, ob als Unter- oder Oberbekleidung. Die Wut, die die Lektüre von so mancher Zeile biologistischer Festschreibung der Frau im Quellenmaterial begleitet, (…) fängt die Autorin durch den Einsatz einer subtilen Ironie auf und entlarvt, ganz nebenbei, auch den schlüpfrigen Voyeurismus, der den größten Teil der wenigen bisher zum Forschungsgegenstand erschienenen Publikationen, meist männlicher Schreiber, kennzeichnet. Ihre analysierende Einbindung des Phänomens läßt alle Pikanterie (…) hinter sich, nicht ohne genau dem Witz und Erfindungsreichtum – und der oft unfreiwilligen Komik -, die die Argumente pro und contra kennzeichnen, ihren soziokulturellen und geschlechtsspezifischen Kontext zu entlocken (…).
    (Hanne Loreck, Frauen Kunst Wissenschaft H. 17,1994)
  • Wolters’ Buch ist eine Pionierinnenarbeit und besticht durch die bewundernswerte Quellenfülle. Man möchte das halbe Buch zitieren (…).
    (Christel Dormagen, Literatur-Frauen, 9. Dezember 1994)